… denn wir sind nach der ersten Folge „Viel Wind um nix“ über den Tellerrand gefallen! Uns erreichten viele Vorschläge, welche Alternativen zu den etablierten Regattaformaten möglich wären. Einiges gibt es bereits und verdient nur mehr Scheinwerferlicht, anderes ist von den verschiedensten Sportarten inspiriert. Besonders spannend sind Dinge, die wir als Übung im Training bereits machen – es aber einfach nicht als Wettkampfformat wahrnehmen. Hier tragen wir alle Vorschläge zusammen. Lasst euch inspirieren!
Hier sind Sie: Eure Ideen zu alternativen Regattaformaten.
Gibt es bereits – kennen aber nur wenige: Langstrecken. Dieses Format gibt es zum einen als „klassische“ 5/10/24 Stunden-Wettfahrt, bei der man möglichst viele Runden oder Meilen anhäufen muss. Zum anderen kann man den Spieß umdrehen und eine Rekordjagd veranstalten, bei der ein fester Kurs möglichst schnell zu segeln ist. Letzteres ist besonders spannend, weil man es mit einem gemeinsamen Start oder über eine komplette Saison ausschreiben kann.
Das Thema Start hat die Gemüter besonders erhitzt. Inspiriert vom Bahnradfahren und der „Longest Lap“ kann man das Startsignal ruhig etwas später geben. Wer über die Linie treibt, ist direkt raus. Diese Übung hat jeder Trainer im Repertoire. Besonders spannend wäre das natürlich bei Vorwindstarts!
Weitere Alternativen sind ein „Le Mans-Start“, bei dem das Boot noch an Land steht und der/die Segler*in erstmal zum Boot rennen muss. Manche Vereine nutzen den sog. Känguru-Start. Hier wird das Prinzip des Yardsticks umgedreht und die Zeitgutschrift im Voraus, anhand der Kurslänge, berechnet. Jede Bootsklasse startet dann zeitversetzt, zum Teil nur Sekunden, und alle kommen (theoretisch) gleichzeitig ins Ziel. Eine echte Alternative zur Startlinie ist auch der Hasenstart (Pfadfinder-Start). Besonders in großen Feldern lassen sich so Frühstartorgien vermeiden – die 505er machen es vor.
Nach dem Start, stellt sich die Frage, wo es hingeht. Klassische Kurse, oder doch lieber nur eine Kreuz? An der Luvtonne direkt Ziel machen, wäre spannend. Alternativ wären auch Halbwind oder Vorwindkurse spektakulär. Die Surfer*innen machen auch kompliziertere Dinge, wie Downwind-Slalom. Im Training legt man manchmal Tore auf den Kurs, durch die man durch muss. All das hat den selben Effekt – es bringt die Boote näher zusammen ohne teure Begrenzungen am Rand aufzubauen.
Ein besonders spannender Vorschlag verzichtet komplett auf einen Kurs. Stattdessen wird ein Feld abgesteckt, indem man den anderen Booten einen Penalty aufhalsen muss. Dieser führt zur sofortigen Disqualifikation. Bei diesem Battle Royal gewinnt das letzte Boot. Viel zuschauerfreundlicher geht es nicht!
Ein letztes spannendes Thema, mit dem sich auch World Sailing seit langem beschäftigt, ist das ermitteln des/der Sieger*in ohne langes rechnen. Natürlich kann man nach den Vorrunden einfach ein „Winner takes all“-Finale machen. Eine weitere Möglichkeit demonstriert die Star Sailors League: In mehreren Finalläufen scheiden immer die letzten beiden Boote aus. Auf jeden Fall muss man nicht jedes Boot vom Samstagmorgen bis zur Siegerehrung um Platz 85 segeln lassen. Ein Cut nach dem ersten Tag würde vielen Sportler*innen gefallen.
Abschließend wollen wir wieder zurück zum großen Ganzen und Teams belohnen. Bei der Alsterglocke wird ein Boot von zwei Mannschaften gesegelt, die sich jede Runde abwechseln. Aber auch Staffeln wären vor allem bei Olympia denkbar: Der/die Bundestrainer*in stände dann vor der Entscheidung, ob er/sie erst den Laser oder erst den Nacra17 auf den Kurs schickt. Für die Übergabe des Stabes gibt es eine Wechselzone, so geht es auf der Tartanbahn auch.
Noch gar nicht erwähnt haben wir die „etablierten“ Alternativen Matchrace und Teamrace. Aber dann hat das Fass endgültig keinen Boden mehr!